Anekdoten des Lebens

Dextra, Sinistra, Dotter und Alba

…die Namen kamen wie aus der Pistole geschossen, begleitet von einer legeren Handbewegung, die die 4 Namen den 4 eineiigen Hühner siegessicher zuzuordnen schien.

Ich war baff.

Und ich traute dem (Hühner-)Braten nicht.

Nach ein paar unauffälligen Minuten mit vielem weißen Herumgewusel in unserem noch immer recht ordentlichen und sauberen Garten kam deswegen ganz zufällig die erneute Frage meinerseits: „Äh, welches Huhn war jetzt noch mal gleich welches?“

Ein paar Sekunden beobachtete die Hühnerbotin die Szene um dann zu meinem Enttäuschen, und zu meiner Bewunderung, erneut zielsicher zu verkünden: „Dextra, Sinistra, Dotter und Alba.“ Legere Handbewegung inklusive.

Ich gab mich geschlagen.

Wenigstens wusste niemand von meinem persönlichen, inneren Kampf. Also konnte mir auch keiner meine Niederlage unter die Nase reiben. Außer eine meiner 3 inneren Stimmen, nämlich die, die mich schon mit so einigem Unfug in unangenehme Gewässer gebracht hat. Die versuchte ohne Zeit vertrödeln zu lassen, diese Situation gleich negativ zu verwerten. Aber der Tag war zu schön und mein allgemeiner Zustand zu stabil, also hörte ich ihr nicht weiter zu. Ein Segen, den ich gerne öfter hätte.

Mit beinahe ungeheuchelter Bewunderung frug (ja, das Wort gibt es, hab’s eben gegoogelt) ich schließlich:

„Wie schaffst du es bitte, die 4 Federbälle auseinander zu halten?“

„Die Namen sind Latein.“

Ah, der Sherlock Holmes in mir erwachte. Der fand aber keine Indizien, die ihm weiterhelfen konnten. Auch Watson neben mir fand keine Hinweise.

Meine Frau und ich blickten also fragend und bittend genug, dass uns weitergeholfen wurde.

„Also die hat hier links einen kleinen Fleck, das ist Sinistra. Dextra hat hier rechts einen. Dotta hat zwei, und Alba ist wirklich nur weiß.“

Aha, wieder was gelernt. Mein kleines Latinum, wurde soeben um 4 Vokabeln bereichert und ich habe urplötzlich Lust auf Traubenzucker bekommen, keine Ahnung wieso.

Die darauffolgenden Tage verbrachten meine Frau und ich immer wieder damit, diese kleinen, fast unsichtbaren, hellbraunen Pünktelchen am Federkleid dieser quirligen, zappeligen Vögel auszumachen. Meistens konnten wir aber nur Alba mit Gewissheit zuordnen. Und das dann irgendwie auch nicht so sicher.  

Aber so wie für Fliegenfischen, Tischtennis und guten Sex, gilt ja auch hier: Übung macht den Meister. Und nach wenigen Wochen, waren wir uns fast immer sicher, die 4 tütteligen Tanten (© Peterson und Findus) mit für uns vernachlässigbar kleiner Restungenauigkeit zu bestimmen.

Tja. Und dann war auch schon die Pubertät unserer wilden Hühner vorbei, und aus unseren 4 Mädels mit vereinzelten Sommersprossen wurden 4 junge Frauen. Mit größerem Kamm, dickerem Bauch, und neuem Federkleid, Modell: „Reinweiß“. Da war sie dahin unsere Mühe der letzten Tage. Sogar die eigens dafür herbestellte Hühnerüberbringerin musste eingestehen: „Ja, also jetzt habt ihr wohl 4 Albas.“

Und hier beginnt die Vielfalt der Namensgebung.

Aber halt, ich habe schon wieder die „mindestens 400 Wörter, sonst kannst du es vergessen“ Marke erreicht. Auch ok, denn alle guten Dinge sind ja bekanntlich 3. Der 3. Teil meines ursprünglichen 2-Teilers kommt also demnächst. Bis die Tage!

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