Baby

3. Fehlgeburt: Kleine Geburt

Als in meiner dritten Schwangerschaft die anzeigende Blutung einsetzte, rief ich meine Frauenärztin im Krankenhaus an und fuhr den altbekannten Weg in die Ambulanz. Zusätzlich zu dem, was man sowieso zu tragen hat, wenn man eine Fehlgeburt erleidet, kam nun erschwerend hinzu, dass ich mir fest vorgenommen hatte, mich diesmal nicht grundlos operieren zu lassen. Ich war mir noch nicht sicher, wie ich das meiner Ärztin erklären würde.

Mir wurde Blut abgenommen, um den HCG-Wert zu bestimmen und im Anschluss wurde ich geschallt. Kein Herzschlag und das Baby hatte am Ende des ersten Trimesters die Größe, die es in der achten Schwangerschaftswoche haben sollte. Gut, die Diagnose „Missed Abortion“ war nichts grundsätzlich Neues für mich. Was neu war, war allerdings der Vorschlag meiner Ärztin, wir könnten dieses Mal abwarten, ob die Blutung natürlich beginnen würde. Ich solle jede Woche zur Kontrolle des HCG-Werts kommen.

Das tat ich und verstand die Welt nicht mehr. Allerdings war ich froh darüber, dass ich nicht mit ihr diskutieren musste.

In den ersten Wochen passierte nichts. In dieser Zeit rief ich erstmals eine Hebamme an. Sie kam vorbei, hörte mir zu und gab mir Tipps, die mir helfen sollten die kleine Geburt anzuregen. Zimt, Nelke und Ingwer sollten hilfreich sein. Ich könne auch ein Nelkenöltampon herstellen, um die verhaltene Blutung in Gang zu bringen. Am Ende verlangte sie nicht einmal etwas für die Zeit, die sie sich für mich genommen hatte. Ich bin dankbar für diese Hebamme!

Ich den nächsten Tagen las ich viele Berichte von kleinen Geburten im Internet, um mich darauf einzustellen, was mich erwarten würde.

Es geht los

Dann, Anfang März, bei Freunden bekam ich all die Symptome, die ich von starken Regelschmerzen kannte. Neben den Krämpfen sackte mein Kreislauf ab. Mir war gleichzeitig heiß und kalt. Es war schrecklich. Gleichzeitig hatte ich zu diesem Zeitpunkt genügend Wissen über Geburt, um feststellen zu können, dass es sich hier um die gleichen Symptome handelte, wie bei der Übergangsphase einer Lebendgeburt.

Ich rechnete also damit, dass die Fehlgeburt bald einsetzen würde. Allerdings sollte sich zeigen, dass es noch ein bisschen dauern würde. Wenige Tage vor der eigentlichen Fehlgeburt, begannen leichte Wehen. Regelmäßig alle sieben Minuten. Ich war froh, dass diese Wehen nicht stärker waren als Regelschmerzen. Vor allem war ich über die Wehenpausen erleichtert. Die Schmerzen hielten jedes Mal nur eine halbe Minute an.

Am Tag der kleinen Geburt, fuhren wir erneut zu Freunden. Nachdem ich die Wehen, die ich hatte, schon seit einigen Tagen kannte und immer noch Nichts passiert war, hatte ich dem Besuch zugestimmt. Auf der Hinfahrt erlebte ich einen Blasensprung. Das erstaunte mich. Ich hatte nicht erwartet, dass ich in diesem frühen Stadium der Schwangerschaft schon so viel Fruchtwasser hatte, dass die kleine Geburt sogar mit einem merkbaren Blasensprung beginnen konnte. Ich war froh, dass meine Freundin, die ich an diesem Tag besuchte, Hebamme war. Das gab mir Sicherheit.

Bei ihr angekommen, verschwommen die Wehen wieder zu dauerhaften Krämpfen. Ich verbrachte die meiste Zeit im Badezimmer. Immer wieder musste ich daran denken, dass das Wort „Wehe“ im Englischen mit „labor“, also „Arbeit“ übersetzt werden kann. Es ist wirklich anstrengend mit diesen Krämpfen umzugehen. Dazwischen legte ich mich auf die Couch. Nach wenigen Stunden spürte ich mein Baby abgehen. Ich war dankbar, es nun geschafft zu haben. Und ich war unheimlich dankbar, diese Erfahrung machen zu dürfen.

Die Seele einer Frau hat nicht die Chance das Geschehene zu verarbeiten, wenn ihr Baby operativ entfernt wird. Die kleine Geburt war für mich eine heilsame Erfahrung.

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