Kleinkind

Wenn das Kleinkind einen Tagesschlaf auslässt

Woran erkennen Eltern nun eigentlich, dass es Zeit für ein Tagesschläfchen ist? Diese Frage führt uns erneut zum Kinderarzt Dr. William Sears, der in seinem Buch „Schlafen und Wachen. Ein Elternbuch für Kindernächte“ einiges dazu zu schreiben hat.

Sears arbeitet mit Signalen, die uns zeigen, dass unser Baby oder Kleinkind reif für ein Schläfchen oder eine Mittagspause ist.

Diese sind vielfältig. Ich zähle dir hier einige auf:1

  • launische Stimmung, manchmal ganz plötzlich
  • Überreizung, z.B. hält das Kind keinen Lärm mehr aus
  • ständig Hochgenommen werden wollen
  • schlechte Laune
  • zufallende Augen
  • gähnen
  • augenreiben
  • langsame Bewegungen
  • sinkender Kopf
  • Wunsch gestillt zu werden

Laut Nicola Schmidt, der Gründerin des artgerecht-Projekts und Autorin vieler Elternratgeber, brauchen manche Kleinkinder im Alter von zwei Jahren keinen Mittagsschlaf mehr. Sie sagt, die Hälfte aller vier- bis fünfjährigen schliefe überhaupt nur mehr nachts.2 Dies zeichnet einen großen Spielraum ab, der von Familie zu Familie und vor allem von Kind zu Kind sehr unterschiedlich sein kann.

Wie sich der Tagesschlaf bei uns verabschiedete

Bei meinen Kindern konnte ich sehen, dass sie insgesamt weniger Schlaf brauchten, als ich dachte. Mein älterer Sohn begann im Alter von elf Monaten nur mehr einmal am Tag zu schlafen. Dafür konnte sich dieser Mittagsschlaf bis zu drei Stunden lang hinstrecken. Ich hatte gehört, dass es für die Gehirnentwicklung der Kinder gut sei, wenn sie bis ins Alter von fünf Jahren tagsüber schlafen. Aus diesem Grund war es mir wichtig, den Mittagsschlaf bis ins Vorschulalter beizubehalten. Ich musste allerdings einsehen, dass mein Sohn diesen Tagesschlaf aus meiner Sicht recht früh nicht mehr brauchte. Bis es zu diesem Einsehen kam, verging allerdings mehr als ein Jahr. Es war kein leichtes Jahr, da ich alles mir mögliche versuchte, um ihn nach dem Mittagsessen zum Schlafen zu bringen. Manchmal war ich drei Stunden lang am Nachmittag damit beschäftigt, ihn zu einem Schlaf zu bewegen. Es gab mir zu denken, als ich im Buch von William Sears irgendwann las, dass man Kinder nicht zum Schlaf zwingen könne. Er war drei Jahre alt als mich schlussendlich eine Familienbegleiterin darauf sensibilisierte, dass er womöglich keinen Mittagsschlaf mehr braucht.

Mein jüngerer Sohn hatte nicht die Gelegenheit zu stundenlangen Ruhezeiten am Stück, da bei ihm schon mehr Trubel im Haus herrschte. Er begann erst einige Monate nach seinem ersten Geburtstag damit von zwei auf ein Schläfchen am Tag umzustellen. Bei ihm war ich viel offener und dadurch sensibler auf die Zeichen, die von ihm kamen.

Er wurde irgendwann nicht mehr früh genug am Tag müde, sodass sich ein zweites Schläfchen am Nachmittag nicht mehr gut ausging. Die Zeit für das Vormittagsschläfchen verschob sich nach und nach von 9:00 auf die Mittagszeit. Also probierte ich aus. Ich ließ das zweite Schläfchen weg und achtete darauf, ob er am Nachmittag müde wurde.

In dieser Phase des Umstellens kann es manchmal passieren, dass das Kind am Abend vor der Essenszeit schon recht erledigt ist. In solchen Fällen empfehle ich ein bisschen früher zu essen, die Abendroutine zügig durchzuführen und das Kind im Anschluss gleich hinzulegen. Wenn es für den kleinen Menschen zu wenig Schlaf war, nimmt er am folgenden Tag freudig den alten Rhythmus wieder an und schläft eventuell wieder zweimal. Es ist ein bisschen ein Hin und Her bis sich eine neue Routine eingespielt hat. Eines ist allerdings ganz sicher: Sie wird sich einspielen. Man muss eben ein bisschen dran bleiben und das Ganze beobachten.

  1. William Sears; Schlafen & Wachen; 1991 by La Leche Liga Schweiz; S. 184 ↩︎
  2. Nicola Schmidt; argerecht. Das andere Kleinkindbuch; 2018; Kösel-Verlag, München; S. 82 ↩︎

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