Zykluswissen

Unser Zyklus kann mehr als bluten & schmerzen

Es begann mit der Insta-Story der Hebamme Larissa Gencer, in der sie von „Zyklus-Wellen“ sprach. Sie beschrieb diese Wellen auf zwei Ebenen:

Wann ist eine Frau

  • aktiv oder passiv und
  • sozial aufgeschlossen oder in sich gekehrt?

Außerdem versah sie diese Beschreibung mit folgendem Kommentar: „Mit den Zyklus Wellen zu schwimmen statt dagegen macht das Leben viel einfacher“.

Mir ging dieser Post wochenlang nicht mehr aus dem Kopf und als nach der Geburt meines jüngeren Sohnes die Periode wieder einsetzte, begann ich zu recherchieren. Was hat es mit dieser Aussage auf sich? Das klingt ja so, als gäbe es Zeiten, in denen ich leistungsfähiger bin als in anderen. Eigentlich logisch…Hormone beeinflussen uns ja ziemlich. Aber was das für einen Einfluss hat, wurde mir erst mit der Zeit klar.

Sina Oberle beschreibt es im Vorwort zu ihrem Buch „Der Zyklus-Code“ folgendermaßen:

„Wir Frauen durchleben in unserer zyklischen Zeit verschiedene Phasen. Diese Phasen können unterschiedliche Emotionen mit sich bringen, und das wiederum gibt uns den Anschein von Stimmungsschwankungen. Das Wichtigste daran ist, dass wir diese Phasen erkennen und positiv für uns nutzen.“

Ja, das Problem mit den Stimmungsschwankungen war mir bereits bekannt. Darüber wird viel geredet. Frauen werden dafür abgewertet. Für nicht stabil erklärt. Vielleicht sogar für untauglich.

Aber positiv für uns nutzen? Was schreibt Sina Oberle nochmal im genauen Wortlaut?

„Das Wichtigste daran ist, dass wir diese Phasen erkennen und positiv für uns nutzen.“

Okay, krass. Könnte das bedeuten, dass unsere Menstruation gar nicht der Höhepunkt unseres Zyklus ist? Könnte das heißen, dass wir uns nicht vorrangig auf unsere Schwäche fokussieren müssen, die uns jedes Monat erneut einholt und ins Wanken bringt?

Zyklusexperten sprechen mittlerweile vom Eisprung als dem Höhepunkt des weiblichen Zyklus. Diese Zeit, in der wir nicht nur fruchtbar sind, sondern auch stark, selbstbewusst und leistungsfähig.

Jahrelang waren mir zumindest Fragmente dieses Wissens schon bekannt. Ich konnte sie aber nie positiv für mich nutzen, weil ich mir nicht zugestand in meiner Lebensplanung auf meine Bedürfnisse (die im Laufe eines Zyklus hormonbedingten Schwankungen ausgesetzt sind) Rücksicht zu nehmen.

Auf den Zyklus Rücksicht nehmen?

Anne Lippold schreibt in ihrem Buch „Mein gesunder Zyklus“ zu diesem Thema:

„Die Menschheit lebt nach vielen Zyklen: Tag und Nacht, Ebbe und Flut, der Mondzyklus und die vier Jahreszeiten sind nur einige davon. All diese Zyklen werden von uns in Plänen berücksichtigt, wertgeschätzt und teilweise in Rituale und Feiertage einbezogen.“1

Stell dir einmal vor, wir würden die ganzen anderen Zyklen, denen wir als Menschen unterworfen sind, ebenso negieren, wie den weiblichen. Absurder Gedanke. Wobei ich die menschliche Tendenz, sich über natürliche Rhythmen hinwegzusetzen, auch in anderen Bereichen sehe.

Ich glaube aber einfach, dass es uns besser geht, wenn wir berücksichtigen, wie Gott uns und die Welt, in der wir leben dürfen, geschaffen hat.

Der weibliche Zyklus hat im Kapitalismus keinen Platz. Das ist das eigentliche Problem. Wir können ihn durch hormonelle Verhütungsmittel abwürgen. Wer das nicht möchte, tut sich und seinem Umfeld etwas Gutes, wenn sie lernt auf ihren Zyklus Rücksicht zu nehmen.

Natürlich besteht die Möglichkeit es wie bisher anzugehen und zu versuchen die Zykluswellen abzuflachen, indem man einfach nicht auf sie eingeht. Aber wie Larissa Gencer so schön geschrieben hat, macht es das Leben viel einfacher den Kampf gegen den eigenen Körper zu beenden und stattdessen eine Kooperation mit ihm einzugehen.

Literatur:

  1. Anne Lippold; Mein gesunder Zyklus: Regelschmerzen und PMS natürlich und nachhaltig lindern; 2020; BoD Books on Demand, Norderstedt; S. 27
    ↩︎

Weitere verwendete Quellen:

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