Baby

Im Krankenhaus

Ich lag in einem Einzelzimmer des Krankenhauses. Ich lag da mit Wehen und hatte erst die Hälfte der Schwangerschaft hinter mir. Es wurde mir gesagt, dass die Schwangerschaftswoche, in der ich mich befand, noch zu früh für die Gabe von Wehenhemmern war. Die Rezeptoren seien noch nicht ausgebildet, sagte man mir. Also bekam ich krampflösende Mittel. Mir wurde ein Glas Wasser mit Magnosolv hingestellt.

Ich war nicht alleine. Meine Familie und Schwiegerfamilie sprachen sich zwar nicht ab. Aber regelmäßig kam es vor, dass der eine Besuch, wenn er ging, dem darauffolgenden Besuch am Parkplatz begegnete. Und nach ein paar Minuten war wieder jemand bei mir. Zwischendurch sah meine Frauenärztin vorbei. Sie fragte nach den Wehenabständen. Diese hatten sich mithilfe der Medikamente, die ich bekam, lediglich von allen 20 Minuten auf alle 30 Minuten reduziert. Die Ärztin meinte, dass die Wehen möglichst bald ganz aufhören sollten. Heute leuchtet mir das vollkommen ein. Schmerzhafte Wehen in der 20. Schwangerschaftswoche, die den Muttermund verändern, stellen klarerweise eine lebensbedrohliche Gefahr dar. Damals freute ich mich allerdings schon so über diese Reduktion des Wehenabstandes, dass ich mich im ersten Moment über die Aussage der Ärztin wunderte.

Mir wurde irgendein Medikament gegeben, das ich alle paar Stunden einnehmen sollte, auch nachts. Die Tagesschwester sagte mir noch vor der Dienstübergabe, dass mich die Nachtschwester zu diesem Zweck wecken würde. Allerdings teilte mir diese gleich am Anfang ihres Dienstes mit, dass ich mir alle vier Stunden einen Wecker stellen solle, um in der Nacht besagte Tablette zu mir zu nehmen.

Am nächsten Morgen

Ich wahr froh, als die Nacht endlich hinter mir lag. In der Früh, als es schon hell war, spürte ich mein Baby ganz zart treten. Ich freute mich, es wahrzunehmen und zu wissen, dass es am Leben war. Am Vormittag besuchte mich mein Bruder, der auf der Station über meinem Krankenzimmer arbeitete. Danach kam mein Papa vorbei. Er versuchte mir etwas vorzulesen, aber die Schmerzen wurden so stark, dass ich nicht mehr zuhören konnte. Meine Schwester war ebenfalls bei mir. Ich ging auf die Toilette. Kurz darauf hatte ich das Gefühl, immer noch zu müssen. Als eine Schwester hereinkam, informierte ich sie über meinen Pressdrang.

Es kommt mir so vor, als gäbe es in der medizinischen Welt in den unterschiedlichen Fachrichtungen jeweils Reizworte, die dazu führen, dass plötzlich der gesamte Fokus des Personals auf einem liegt. „Pressdrang“ ist offenbar ein solches Wort. Egal, was ich vorher gesagt hatte, es hat stets geheißen, dass ich bereits Schmerzmittel bekommen würde, dass ich liegen bleiben solle und viel mehr könne man in der aktuellen Situation nicht machen. Von einem Moment auf den anderen veränderte sich das Verhalten des Personals…

Bild von Erik Karits auf Pixabay

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