Baby

Epilog der 1. Fehlgeburt & meine 2. Schwangerschaft

Nachdem klar war, dass ich eine Fehlgeburt erlitten hatte und innerhalb der nächsten Stunden operiert werden sollte, stellte ich die Frage, ob der Körper die Schleimhaut und den Embryo nicht auch auf natürlichem Weg ausscheiden könne. Und bekam ich ein klares Nein zu hören. Also wurden mir alle notwendigen Papiere in die Hand gedrückt und der Weg zur Bettenstation erklärt. Dort erwartete mich noch ein Aufklärungsgespräch über die Risiken von Operation sowie Narkose. Außerdem wurde ich darüber informiert, dass ich noch eine Tablette bekommen werde, die den Muttermund in Vorbereitung auf die OP weich machen sollte.

Ich bekam ein Bett in einem Zimmer und diese Tablette, die dafür sorgte, dass ich üble Unterleibsschmerzen bekam. Irgendwann wurde ich von einem Träger geholt und in den OP geführt.

Hier endet meine Erinnerung und sie beginnt wieder im Aufwachraum. Von dort ging es zurück ins Zimmer und irgendwann bekam ich die Entlassungspapiere und konnte meinen Mann anrufen, dass er mich abholen könne. Ziemlich trostlos alles. Und das obwohl das Personal durch die Bank sehr freundlich war.

Epilog

Nach der Fehlgeburt war es unangenehm, mit vielen Leuten darüber sprechen zu müssen, da alle von der Schwangerschaft gewusst hatten. Es erinnerte mich an den Tod meiner Mama zwei Monate zuvor. Ich hatte das Gefühl, jeder erwartete Trauer von mir. In der Gemeinde zu sein, war schrecklich und nicht aufbauend. Ständig wurde ich gefragt, wie es mir gehe. Eine Frage, die damals ein enormer Stressfaktor für mich war, da ich gewohnt war, die richtige Antwort zu geben. In diesem Fall kollidierte die vermeintlich richtige Antwort aber mit der Wahrheit auf der einen Seite und meiner Unfähigkeit Hilfe anzunehmen auf der anderen Seite.

Mir ging es deutlich besser, als es mir in so einer Situation gehen sollte. Ich nahm mir vor, bei der nächsten Schwangerschaft weniger Leuten frühzeitig davon zu berichten, da meine ursprüngliche Idee, im Falle einer Fehlgeburt nicht alleine mit der Situation zu sein nicht aufging, sondern sich im Gegenteil als zusätzliche Belastung herausstellte.

2. Schwangerschaft

Etwa ein halbes Jahr später stellte ich erneut eine Schwangerschaft fest. Allerdings ging diesmal dem positiven Test eine Blutung voraus. Dies teilte ich kurz darauf meiner Ärztin am Telefon mit. Sie hatte mir nach meiner Fehlgeburt die Nummer ihres Diensttelefons gegeben, sodass ich sie jederzeit im Krankenhaus erreichen konnte. Außerdem hatte sie mir angeraten, den ersten Ultraschall diesmal nicht bei ihr in der Praxis, sondern ambulant im Krankenhaus zu machen, da die Geräte dort besser seien.

Ich habe wenig Erinnerungen an diese Schwangerschaft, weil sie nicht lange andauerte. Dieses Baby war für mich die Hoffnung auf eine Ausflucht aus meinem Studium. Aber es sollte wieder nicht sein. Zuerst hieß es, das Baby sei zu klein und dann war kein Herzschlag mehr zu sehen. Wieder wurde ich ausgeschabt. Wieder wurde meine Frage nach einem möglichen natürlichen Verlauf verneint.

Ich weiß noch, dass wir nur wenigen Leuten von der Schwangerschaft erzählt hatten, da es beim letzten Mal so schwierig war, mit der Reaktion der vielen Menschen, umzugehen. Nun erlebte ich allerdings, dass es noch schwieriger war, mit jemandem darüber zu sprechen, wenn keiner davon wusste. Ich fühlte mich allein.

Was danach geschah

Etwa ein Jahr nach meiner zweiten Schwangerschaft fand ich den YouTube-Kanal AnnikasLeben, der später in AnnikasFamily umbenannt wurde. Ich schaute mir immer wieder einmal Berichte von Fehlgeburten an. Ich glaube, dass es meine Art war, die Erlebnisse aufzuarbeiten. Aber was Annika zeigte, änderte für mich alles!

Es war ein 13-minütiger Vlog mit dem Titel „Was passiert bei einer natürlichen Fehlgeburt: Kleine Geburt“. Sie dokumentierte in dem Video ihre dritte Fehlgeburt. Alle drei Fehlgeburten hat sie zu Hause und ohne operativem Eingriff erlebt. Ich war geschockt. Wie konnte es sein, dass mir dieses Detail verschwiegen wurde? Ja sogar auf mein mehrmaliges Nachfragen, kam stets eine gegenteilige Behauptung.

Ich fühlte mich belogen und der Geburten meiner beiden Babys beraubt. Und ich nahm mir fest vor, mir keine weitere Geburt nehmen zu lassen, selbst, wenn ich nochmal so etwas erleben müsste.

Die gesammelten Berichte von Ultraschall-Fehldiagnosen von Sarah Schmid machten die ganze Thematik nicht unbedingt einfacher.

Ich glaube, das war der Zeitpunkt, an dem mein Interesse an Schwangerschaft und Geburt explodierte und ich anfing mich immer weiter zu informieren. Das Vertrauen in Ärzte, Krankenhäuser und die Schulmedizin hatte einen ordentlichen Knacks bekommen.

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