Kleinkind

Herausforderung Tagesschlaf

„In einem Studienüberblick kamen Forscher zu dem Ergebnis, dass Kleinkinder innerhalb von 24 Stunden immer gleich viel schlafen, egal, wann sie aufstehen. Das heißt aber auch, dass Kinder, die ein langes Mittagsschläfchen halten, möglicherweise nachts weniger und schlechter schlafen,“ schreibt Nicola Schmidt in ihrem Elternkompass.1

Alle Eltern erleben diesen Tag, an dem das Baby nach einem Entwicklungsschub plötzlich weniger Schlaf zu brauchen scheint. Doch woran erkennt man, dass das Kind einen Tagesschlaf auslassen würde?

Die Sache mit dem Schlafen kann recht komplex sein. Es gibt fundamental unterschiedliche Ansätze dazu. Während die einen einem starren Rhythmus folgen, gibt es jene, wo sämtliche Struktur abhanden kommt. Diese beiden Extreme sind natürlich nicht der Regelfall. Die meisten Eltern befinden sich irgendwo dazwischen.

Schnell kommt man bei diesem Thema ins Moralisieren. Und bei all dem Suchen nach dem Richtig und Falsch, ist es leicht von der Natürlichkeit der Sache Abstand zu nehmen. Stattdessen machen wir manchmal eine Wissenschaft daraus.

Warum ich das schreibe? Weil ich es selbst erlebt habe. Bei dem Wunsch ein guter Elternteil zu sein und sich möglichst gut um die Bedürfnisse des kleinen Menschen neben einem zu kümmern, geht die Leichtigkeit schnell verloren.

Wenn es dir ebenso geht, dann ist diese Artikelreihe für dich! Ich werde von meinen Erfahrungen berichten und davon, was ich lernen durfte. Außerdem werden Experten zu Wort kommen, deren Bücher ich als sehr hilfreich empfand.

Als junge Mama hatte ich oft Angst, ich könnte es verpassen, meinem Baby genügend Schlaf bereitzustellen. Es gibt unzählige Tabellen in Büchern (und auch das Internet ist voll von ihnen), die uns erklären, wie viel Schlaf ein Kind in welchem Alter haben sollte, um sich optimal zu entwickeln.

Als mein ältester Sohn sich immer wieder am unteren Ende dieser Skala bewegte, befürchtete ich, ihm zu schaden, oder etwas Wichtiges für ihn zu verpassen. In einem der nächsten Artikel zu diesem Thema werde ich dir von einem anderen Faktor berichten, der sich ziemlich schnell dazu schummelte und die Problematik verschärfte.

Wie viel schlafen Kleinkinder unter tags?

Aber vorher möchte ich die Ratgeberautoren und Ärzte zu Wort kommen lassen. Wenden wir uns zu allererst dem amerikanischen Kinderarzt Dr. William Sears zu. Er hat gemeinsam mit seiner Frau Martha selbst acht Kinder und ist evangelikaler Christ. Er gilt als Begründer des Attachment Parenting, das meist unter den Begriffen „bedürfnisorientierte Erziehung“ oder „bindungsorientierte Erziehung“ im deutschsprachigen Raum gehandhabt wird.

In seinem Buch „Schlafen und Wachen. Ein Elternbuch für Kindernächte“ fasst er zusammen, dass Babys ab drei Monaten ihre Schafrhythmen meist so weit geordnet haben, dass sie neben ihrem Nachtschlaf zweimal täglich schlafen. Dabei würde ein Schlaf auf den Vormittag und einer auf den Nachmittag fallen. Er meint außerdem, dass dies bis zum ersten Geburtstag so bleiben würde. Dabei erstreckt sich der erste Schlaf über ungefähr eine Stunde, während der Nachmittagsschlaf ein bis zwei Stunden dauern kann.

Weiters führt Sears aus, dass die meisten Kinder zu ihrem zweiten Geburtstag nur mehr ein bis zwei Stunden Schlaf am Nachmittag brauchen und den Vormittagsschlaf auslassen. Laut ihm schlafen viele Kinder bis zum Alter von vier Jahren noch mindestens eine Stunde täglich.2

Ich habe einiges seiner Ausführungen ein wenig anders erlebt. Davon möchte ich dir nächste Woche mehr berichten.

  1. Nicola Schmidt; Der Elternkompass; 2020; GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, München; S. 164; zitiert aus: Karen Thorpe, Sally Staton, Emily Sawyer et al.: „Napping development and health from 0 to 5 years: A systematic review“, Archives of Disease in Childhood 100 (7), 2015, S. 615-622 ↩︎
  2. William Sears; Schlafen & Wachen; 1991 by La Leche Liga Schweiz; S. 183 ↩︎

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