Pause

Mach mal Pause!

Wir brauchen sie alle, aber während manche sie sich einfach nehmen, bleibt es anderen rätselhaft: das Pausemachen. Ich gehörte bis ins letzte Jahr zur zweiten Kategorie an Menschen. Beim bloßen Gedanken an eine richtig entspannende Pause, hatte ich seltsamer Weise das Bild des immerwährenden Müßiggangs vor Augen. Unweigerlich musste ich außerdem an den Faulen aus dem Buch der Sprüche denken. Schließlich bestätigte sich meine Angst, dass mir meine Pause am Ende des Tages auf den Kopf fallen könnte, allzu häufig. Denn am Schluss wurde ich nie fertig mit der Arbeit.

…allerdings bemerkte ich irgendwann, dass ich beim ewigen Durcharbeiten regelmäßig einen Punkt erreichte, an dem ich körperlich und kognitiv ermüdete und wirklich, wirklich langsam wurde. Ohne Pause heißt also nicht unbedingt super produktiv.

Beim Bibellesen erlebte ich eines Tages einen Moment, an dem mich der Vers aus Sprüche 3,24 berührte, wo steht: „Mit all deinem Fleiß, behüte dein Herz, denn von ihm geht das Leben aus.“ (freie Übertragung der Autorin)

Das Wort „Fleiß“ steht nicht in jeder deutschen Übersetzung an dieser Stelle. Aber die Übersetzung, die ich an jenem Tag in Händen hielt, verwendete dieses Wort. Ein Gedanke kam mir in den Sinn:

Der Schreiber scheint davon auszugehen, dass Fleiß etwas ist, das ein Mensch normalerweise aufweist. Ansonsten könnte er nicht darauf hinweisen, worauf wir all unseren Fleiß konzentrieren sollen. Bis zu diesem Tag dachte ich, man müsse sich stark bemühen, um fleißig zu sein und eben nicht dem destruktiven Müßiggang zu verfallen.

Mir fiel außerdem auf, dass die Verse, die sich mit dem Faulen beschäftigen, häufig von der Eigenverantwortung erwachsener Personen handeln, sich um die eigenen Bedürfnisse zu kümmern. Zum Beispiel hier:

Der Faule spricht: Es ist ein junger Löwe auf dem Wege und ein Löwe auf den Gassen. Ein Fauler wendet sich im Bette wie die Tür in der Angel. Der Faule verbirgt seine Hand in dem Topf, und wird ihm sauer, daß er sie zum Munde bringe. Sprüche 26,13-15

Diese Stelle spricht von einem Menschen, der sich nicht darum kümmert, in der Früh aus dem Bett zu kommen, um für seinen Lebensunterhalt zu sorgen. Ja, selbst wenn er eine Schüssel mit Nahrung neben sich stehen hat, ist es ihm zu mühsam, die Hand bis zum Mund zu führen. Stattdessen findet er Ausrede um Ausrede.

Ich begriff, dass das Behüten des eigenen Herzens zur Eigenverantwortung dazugehört. Ebenso wie das Sicherstellen der benötigten Regenerationszeit.

Denn wer kennt es nicht? Am Ende leiden doch immer wieder aufs Neue die eigenen Familienmitglieder unter meiner Stimmung, wenn ich mich nicht rechtzeitig um mich selbst gekümmert habe. Ich erkannte, dass ich es bisher sträflich vernachlässigt hatte, mein Herz zu behüten. Das sollte in den nächsten Monaten anders werden.

2 Comments

  • Manuel Ghezzi

    Eine Goldene Erkenntniss, die in der heutigen, stressigen Zeit immer mehr an Wert gewinnt!
    Da kann ich mich selber gleich bei der Nase nehmen.
    Sehr authentisch geschrieben, Danke!

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