Buchempfehlungen

Buchbesprechung: „Die Namen meiner Feinde“

Mir ist ein Buch in die Hände gefallen. Wie genau, kann ich gar nicht mehr sagen. Es hat mich angesprochen. Ich habe es bestellt. Nun stand es einige Zeit unberührt im Bücherregal.

Dann ist es mir erneut in die Hände gefallen. Ich begann zu lesen und war immer wieder aufs Neue verblüfft davon, wie sehr die Autorin den Kampf meines Inneren verstehen kann. Weil sie ihn selbst gekämpft hat.

Es handelt es sich um ein kurzes, unscheinbares Buch, das mir durch die Geschichte der Autorin Aufschluss über mein eigenes Innenleben verschafft und somit maßgeblich zu meiner Befreiung beiträgt. Sehr zu empfehlen!

„Haltungssünden unter der psychologischen Lupe“

…nennt die Autorin den Untertitel von „Die Namen meiner Feinde“.

Ich gebe dir in diesem Artikel einen auszugsweisen Einblick in einige Kapitel des Buches.

Einleitung

Hanne Baar beginnt ihr Buch damit, dass sie über die Drucksymptomatik schreibt. Dieser Druck, der uns weismachen möchte, dass wir: „Müssen…sonst…“ oder dass wir: „Nicht dürfen…sonst…“. Dabei kann dieser Druck ganz unterschiedlich empfunden werden.

Der eine fühlt sich unter Druck gesetzt, wenn er vor anderen sprechen muss, während der andere sich unter Druck gesetzt fühlt, wenn er zu schweigen hat. Und so kann die Drucksymptomatik ganz unterschiedliche Ausprägungen aufweisen. Man kann sie in jeglichem Lebensbereich finden.

Aus der Abneigung gegen den Druck, den wir empfinden, kann leicht eine Abneigung gegen die Umstände werden, in denen der Druck auftritt. Diesen Umständen auszuweichen kann zu einer Verarmung des Lebens führen.

Der Autorin gelingt es schlussendlich wieder ein zufriedenes Leben in Freiheit zu führen, zu dem ein fein abgestimmtes Gewissen dazugehört, nachdem sie Dominanz (Pseudogewissen) und Rebellion (Pseudowillensfreiheit) hinter sich lassen konnte.

Druck und Depression

Am Anfang der Geschichte geht es Hanne Baar allerdings noch anderes. Sie leidet unter dem Druck, der auf ihr lastet. In dieser Zeit trägt es sich zu, dass sie mit ihrem ältesten Sohn zum Tanken fährt. Dort begegnen sie einem Tankwart, der freundlich und zugewandt ist. Mit ihm kann man stets ein paar persönliche Worte austauschen. Die beiden beobachten ihn, wie er mit beiden Beinen am Boden steht. Er scheint voll im Moment zu sein und Zeit zu haben. Das erinnert die Autorin an eine Sehnsucht in ihrem eigenen Herzen: das, was sie zu tun hat, zufrieden zu tun und den Augenblick bewusst erleben zu können.

Eine tiefgreifende Entscheidung

An einem ihrer zunehmend schweren und bedrückenden Tage sieht Hanne Baar ihren zweieinhalbjährigen Sohn an. Sie erkennt, dass er hat, was ihr verloren gegangen ist. Er lebt im Augenblick, kann für sich einstehen und weiß, was er will. Er kann genießen und Freude empfinden.

Da trifft sie eine Entscheidung. Sie stellt sich ihrer eigenen Sündhaftigkeit. Es geht um ihre innere Haltung, die ihr das Leben schwer macht. Und sie ist bereit konsequent auf ihr Gewissen zu hören und Schicht um Schicht jede Sünde, die bei diesem Prozess zum Vorschein kommt, zu bekennen und Gottes Vergebung dafür in Anspruch zu nehmen.

Wie heißt meine Sünde?

Auf der Suche nach ihrer persönlichen Haltungssünde stößt die Autorin auf Begriffe wie

  • Murren,
  • Übertreibung, hinter der sich Lüge verbirgt,
  • Selbstmitleid,
  • Rebellion und schließlich
  • Stolz.

Sie bekennt. Sie sagt sich los. Die Depression bleibt.

Hanne Baar gibt sich mit dem Ergebnis ihrer ersten Bekenntnisse nicht zufrieden. Gleichsam gibt sie nicht auf. Nein, sie ist fest entschlossen herauszufinden, woran es liegt, dass sie trotz ihrer bereits erfolgen Umkehr noch nicht frei ist.

Der Geist der Rebellion

Die Autorin begibt sich in Seelsorge. Sie erzählt von ihrer Kindheit und von den Druckgefühlen sowie der Depression, die die Aufgaben im Haushalt in ihr heute noch wachrufen. Begleitet durch die Seelsorgerin, vergibt sie ihren Eltern und Geschwistern. Sie tut Buße für ihren Teil, besonders für ihre Rebellion. Im Anschluss wird dem Geist der Rebellion befohlen von ihr zu weichen.

Sie berichtet: „Wieder zu Hause, machte ich einen Hausputz mit Freude und war überzeugt, jetzt frei zu sein. Der Zustand hielt sich aber nicht. Kurze Zeit später war alles wieder beim alten. Was uns beiden entgangen war, war die Bedeutung der Rebellion, mit der ich gewohnheitsmäßig auf meine eigene Rebellion zu reagieren pflegte: eine Art Rebellion höherer Ordnung, Böses unter dem Deckmantel des Guten.“1

Die rebellischen Gelübde meiner Kindheit

Nach einem Umzug von Meerbusch nach Freiburg stellt sich Hanne Baar der Reihe nach ihren inneren Feinden noch einmal.

Sie schreibt: „So viel war ja schon in Meerbusch klar gewesen: Der Krieg in der eigenen Person war sofort beendet, wenn ich in das, was gerade zu tun war, einwilligte und es einfach tat. Dabei war aber „einwilligen“ etwas anderes als „einwilligen müssen“, ja es war das Gegenteil. Denn wenn es nötig war, mich mit einem „Du musst [sic]“ zu zwingen, dann wollte ich das, wozu ich mich zwang, in Wirklichkeit ja nicht.“2

Noch einmal Dominanz

Hanne Baar stellt sich der dominanten Seite ihrer Persönlichkeit. Eine Frau, die eine Zeit bei ihr verbringt, stößt diesen Prozess an.

Sie erzählt: „Während ich ihr zuhörte, kam eine große Entschiedenheit über mich, den antreibenden Teil meiner Persönlichkeit endgültig von mir zu weisen, diese drohende, zwingende, gängelnde Art, die ich schon als Kind an mir gehabt hatte und die ich auch von meiner – sonst liebevollen – Mutter und auch schon von deren Mutter her kannte.“3

Nachdem sie ihrem inneren Antreiber weitere Einmischungsmanöver in ihr Handeln entschieden verboten hat, zieht sie Resümee: „Wenn ich mich nachträglich frage, seit wann ich mit dieser selbstverständlichen Leichtigkeit, die mir schließlich möglich wurde, zu mir selbst stehe, zu dem, was ich bin und will, seit wann ich mich damit anderen zuzumuten wage, dann ist die Antwort: Seit dieser Stunde.“4

Es ist gut, in den Armen des Vaters geborgen zu sein

Am Ende ihrer Befreiungsgeschichte (die einen Zeitraum von über vier Jahren umfasst) schreibt Hanne Baar von dem Zusammenspiel zwischen Dominanz und Rebellion, sowie der Freiheit, die in ihrer Überwindung liegt: „Dominanz und Rebellion wirken Hand in Hand, um uns zu zerreißen. Derek Prince nennt sie Zwillinge.

Dominanz geht aus der Rebellion hervor. Und sie bringt ihrerseits, weil sie mit Kontrolle, Drohung, Zwang und Manipulation arbeitet, neue Rebellion hervor.

Dominante Reglementierung weder übelzunehmen, noch sich von ihr einschüchtern zu lassen, scheint d i e Tugend zu sein, die heute gefragt ist. Andernfalls nimmt man immer wieder das Übel (per Übelnehmen), infiziert sich mit Dominanz oder mit der Angst vor ihr und erntet damit – bei sich oder anderen – Rebellion. In den Teufelskreisen, die entstehen, werden Freiheit und Freude brutal zermalmt.

Im Hören auf Gott bin ich außerhalb dieser Falle. Von ihm her empfange ich statt der Drohimpulse eines dominanten Pseudogewissens senfkornkleine Glaubensimpulse, Einfälle dessen, was ich tun, lassen, sagen oder haben darf, was ich dann auch tun, lassen, sagen oder haben will, w o l l e n kann. Kein Unwille, keine Schuldgefühle, keine Spaltung mehr, kein Druck, auch kein Zeitdruck, der aus der Unruhe, etwas (meine Pflicht, mein Vergnügen oder beides) zu versäumen, stammte. Ruhe nach dem Sturm. Die Geschichte ist tatsächlich an ein Ende gekommen.“5

Literaturverzeichnis:
  1. Hanne Baar; Die Namen meiner Feinde. Haltungssünden unter der psychologischen Lupe; 2. Auflage; Hymnus Verlag Rottendorf 1994; S. 36 ↩︎
  2. ebd. S.82 ↩︎
  3. ebd. S. 84 ↩︎
  4. ebd. S. 85 ↩︎
  5. ebd. S. 111f ↩︎

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert