Anekdoten des Lebens

Wie Henrietta zu ihrem Namen kam. Diesmal wirklich!

So, wo sind wir? Genau. Ich wollte ja irgendwann einmal von den Namen unseres Huhns Henrietta erzählen.

Es häuften sich also die Tage, an denen das weiße Huhn Alba auf unerklärliche Weise aus dem Gehege ausbrach und neben der gewonnenen Freiheit auch das junge Gemüse meiner Frau genoss. Beides mit Hingabe. Natürlich stellte sich uns manchmal die Frage, ob es immer das gleiche, weiße Huhn war, das intelligent genug, oder einfach nur beharrlich genug war, über, unter oder durch den Zaun in den mittlerweile etwas braunen, etwas zerrupften Garten auszubüxen, während ihre 3 Schwestern wie aufgezogen und leicht dümmlich wirkend, hektisch hinter dem Zaun hin und her liefen. Nachdem das Bild immer das gleiche war, ein entspanntes Huhn beim Scharren, Kacken und Picken auf unserer Wiese, und 3 hektisch hin und her laufende Hühner auf der anderen Seite, waren wir uns einig. Es ist wohl immer das gleiche Huhn.

Außer an dem einem, seltsamen Tag, an dem plötzlich 3 Hühner den traurigen Rest des Gartens genossen und 1 Huhn hektisch hinter dem Zaun hin und her rannte. Darauf konnten wir uns keinen Reim machen. Wir nahmen es einfach zur Kenntnis.

Ich sammelte alle 3 wieder ein, warf sie über den Zaun, tat so als wäre nichts gewesen und ging über zu meinem Tagewerk.

Ok, um ehrlich zu sein weiß ich nach über 1700 Wörtern gar nicht mehr genau, wie ich ursprünglich das mit den vielen Namen erzählen wollte. Wo ist die Muse, die mich bis hierher so süß geküsst hat? Ich glaube allen Autoren geht es früher oder später mal so. Da muss ich jetzt wohl durch. Durststrecke heißt das, oder? Ich hol mir kurz ein Bier.

Aja, genau! Also ein Huhn war besonders frech und sehr erfolgreich beim Überwinden meines mit Liebe und Kompetenz errichteten Zaunes.

Zu der Zeit lasen wir auch gerade unserem großen Buben immer wieder aus Pettersson und Findus vor. Dort gibt es auch Hühner. Die tütteligen Tanten, die ganz hinreißende Namen haben. Wie zum Beispiel Mathilda oder Henrietta. (Na, klingelt’s schon bei wem?)

Und irgendwann passierte es, dass aus dem Nichts, aus einer Laune heraus oder wegen zu wenig trinken an zu heißen Tagen, meine Frau den Satz: „Alba sitzt wieder im Hühnerbeet…“, pardon, „im Gemüsebeet“ wollte ich natürlich schreiben, durch das verwenden randomisierter, amüsant anmutender Namen, verändert wurde.

„Henrietta sitzt im Beet.“, „Mathilda hat schon wieder auf die Terrasse gekackt.“, „Könntest du bitte Herta einfangen und über den Zaun werfen?“ Solche Aussagen waren also tägliche Begleiter meiner Heimkomm-Routine. Bis zu jenem Tag, an dem die beste Ehefrau von allen völlig spontan und unerwartet von so Sachen wie „Hühner schlachten“ phantasiert hat.

Nun ja, also ich habe ja wie schon erwähnt eines schönen Herbsttages spontan und ungezwungen die Lust verspürt, mich im Flügelstutzen von übermotiviertem Federvieh zu üben und habe mich in das erfüllende Hobby des Zäune Reparierens verliebt.

Seither ist wieder mehr Ruhe eingekehrt.

Ich stehe nun gerne auf dem braunen, staubigen Rest, der einmal unsere Wiese war und schaue siegessicher und zufrieden in 4 hektisch hin und her laufende Augenpaare HINTER dem Zaun. Wir haben Mathilda, Henrietta, Herta und sämtliche Albas erfolgreich gebändigt.

Ich fühle mich gut. Stark. Bereit, für neue, heroische Abenteuer. Komm schon, Leben, was willst du mir als nächstes in den Weg schleudern? Ich werde schon damit fertig werden!

(Happy)-End

Epilog

In sehr seltenen Fällen, höchstens 3 Mal die Woche, schafft es dennoch eine kleine weiße Freiheitskämpferin über oder unter oder durch den Zaun hindurch. Wie, zählt wohl zu den letzten verbleibenden Rätseln der modernen Welt. Sei’s drum. Meine hinreißende Frau kann es nämlich mittlerweile mit Humor nehmen.

Und so zählt es nun zu den herrlich erfrischenden, persönlichen Noten unserer Familie, wenn mal wieder durch den Garten hindurch von liebreizender Stimme ausgesendet zu vernehmen ist: „Liebling, die Henrietta sitzt im Gemüsebeet. Kannst du sie bitte über den Zaun werfen? Danke!“

Ich habe, in einem weiteren Bereich unseres Lebens, gelernt, auf die Bedürfnisse meiner Frau einzugehen und etwas zu verändern, bevor sie innerlich komplett kocht. Sie wiederum fühlt sich gesehen und sieht, wie ich mich für sie und unsere Familie ins Zeug lege. Gemeinsam marschieren wir vorwärts!

Hach, ich liebe meine Frau und unsere Familie, was für ein schönes Leben wir doch haben!

So, und jetzt geh ich kurz raus in den Garten. Beobachte wie frisches, neues Grün aus der Erde sprießt, und pflücke mir vielleicht eine Himbeere, Physalis oder ein weißes Huhn, je nach dem, was im Garten halt gerade so zu finden ist. 🙂

Leave a Reply

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert