Baby

Die stille, kleine Geburt

Als ich das Reizwort gesagt hatte, waren innerhalb kürzester Zeit eine Hebamme und ein Arzt in meinem Zimmer. Der Arzt meinte, er müsse mich untersuchen, um die aktuelle Lage einzuschätzen. Er informierte mich darüber, dass der Muttermund bereits vier Zentimeter offen war.

In diesem Moment begriff ich, dass es nun kein Zurück mehr gab. Mein viertes Baby würde genauso sterben, wie schon seine drei Geschwister vor ihm. Ich fragte, wie lange es noch dauern würde und die Hebamme antwortete, dass es jetzt ziemlich schnell gehen könnte. Sie schätzte, dass das Baby innerhalb der nächsten Stunde zur Welt kommen würde.

Ich nahm mein Handy in die Hand und schrieb meinem Mann, den ich bis zu diesem Punkt ermutigt hatte, bei seiner Fortbildung zu bleiben, da ich bis zu diesem Zeitpunkt gehofft hatte, dass unser Baby keinen Schaden nehmen würde. Ich betete, dass Gott ihn auf der Heimfahrt, die ihm jetzt bevorstand, bewahren würde.

Mein Papa wartete vor meinem Krankenzimmer, während meine Schwester bei mir blieb. Jede Wehe, die nun kam, war eine mentale Qual. Ich wollte nicht mitdrücken. Ich wollte nichts damit zu tun haben, dass mein Baby starb. Ich wollte diesen Vorgang am liebsten aufhalten. Aber ich konnte es nicht. Ich fragte die Hebamme, ob es wirklich so schnell gehen würde, wenn wir doch noch sechs Zentimeter Muttermundsöffnung vor uns hätten. Doch sie erklärte mir, dass es keine zehn Zentimeter brauchen würde, da mein Baby noch so klein wäre. Außerdem bereitete sich mich darauf vor, dass mein Baby mit hoher Wahrscheinlichkeit tot geboren werden würde.

Eine einfühlsame Hebamme

Irgendwann sprach sie mich mit meinem Namen an und fragte: „Sarah, wenn das Baby auf die Welt gekommen ist, möchtest du es dann sehen?“ Ich bejahte sofort. Natürlich wollte ich mein Baby sehen und es in meinen Händen halten. Trotz der Trauer über seinen bevorstehenden Tod, freute ich mich auf den Moment, wenn ich endlich eines meiner Kinder sehen und berühren können würde. Sie lächelte mich sanft an.

In der nächsten Stunde leitete sie mich an, zu atmen, wenn sie merkte, wie sehr ich mit den Wehen kämpfte. Und irgendwann kam das Baby in einer Wehe zur Welt. Ich erschrak und rief: „Was ist passiert? Ist es ein Bub?“

Da erklärte mir die freundliche Hebamme, dass bei der Geburt die Fruchtblase geplatzt war. Und bestätigte, dass ich einen Sohn zur Welt gebracht hatte. Er wurde abgenabelt und mir gegeben.

In diesem Moment traf ich tief in meinem Herzen eine Entscheidung. Es war mir zu groß, was hier gerade passiert war. Ich wusste, dass ich damit nicht alleine fertig werden würde. Also entschied ich mich dazu, mich ganz auf Gott zu werfen und ihm zu vertrauen. Und dann blieb mir nichts anderes übrig als die Situation anzunehmen, wie sie war.

Bild von Hanna Groß auf Pixabay

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