
Auf der Suche nach einer Utopie
Kürzlich verbrachte ich ein Wochenende mit einer Gruppe von Leuten, die ich als sehr naturverbunden beschreiben würde. Wohl sind sie nicht radikal, aber sie tragen viele der grünen Werte in sich, die ich zum Teil durchaus nachempfinden kann. Es wurde sehr sensibel miteinander umgegangen. Meine Familie war unter ihnen willkommen, wie ich es nur von christlichen Umfeldern erwarten würde und selbst dort nicht immer erlebe.
Diese Menschen sehen eine Vielzahl an gesellschaftlichen Problemen, denen wir in der heutigen Zeit begegnen. Sie möchten Teil der Lösung sein und sind bereit sich dafür mit Tatendrang einzusetzen. Ihr großer Feind ist der Kapitalismus, dem ich persönlich, auch nicht viel abgewinnen kann. Wobei sich natürlich immer die Frage stellt, was kommt, wenn wir den Kapitalismus über Bord werfen.
Mir begegneten Menschen, die heute dabei sind einen Wald zu pflanzen, der zur Nahrungssouveränität der nächsten Generation beitragen wird. Es sind Menschen, denen bewusst ist, dass es nicht einfach ist miteinander zu kooperieren, aber dass wir einander brauchen. Es sind Menschen, die sich diesen Herausforderungen stellen möchten. Viele von ihnen leben mit anderen gemeinsam, treiben miteinander Projekte voran oder bestellen Gärten oder Felder in Gruppen. Sie wissen, wie herausfordernd genau das sein kann und sagen, dass es nicht die Lösung ist, dem aus dem Weg zu gehen.
Aber was ist denn die Lösung für die Probleme der heutigen Zeit? Die Nachrichten berichten von der Schere zwischen arm und reich, die immer weiter aufgeht. Es wird vom zunehmenden Facharbeitermangel berichtet und davon, dass unser Pensionssystem ins Wanken gerät, wenn die Baby Boomer nicht mehr zur Wirtschaftsleistung beitragen können.
Wo kommen wir hin, wenn wir unsere Energie dafür verwenden, das Klima zu retten, Randgruppen immer mehr Rechte einräumen und sie bewerben, bis beinahe jeder sich einer Randgruppe zugehörig fühlt? Wo landen wir, wenn sich jeder junge Mensch weiterhin selbst seine Identität suchen muss, während altes Wissen verloren geht? Wenn wir schutzsuchende Menschen abweisen, während der Schrei nach Einwanderung immer lauter wird?
Heute morgen habe ich 5. Mose 24 gelesen und war beeindruckt von der Friedfertigkeit einer Gesellschaft, die uns das Gesetz Moses vor Augen malt. Stell dir vor, es gäbe den Schutz für Schwache in unserer Gesellschaft, der im Alten Testament angeordnet ist. Der Text geht auf bestimmte Personengruppen genauer ein.
Der bedürftige Mann
Wenn er ein Darlehen leihen muss, ist er dem Gläubiger nicht vollkommen ausgeliefert. Er bekommt zinsfrei geliehen und sucht sich das Pfand, das er dem Gläubiger übergibt, aus seinem Besitz selbst aus. Wenn die Sonne untergeht, bekommt er sein Pfand zurück, damit er sich darin wärmen kann, falls es sich um ein Kleidungsstück handelt. Hat er einen gottesfürchtigen Gläubiger, der sich an diese Anordnungen hält, wird der Schuldner ihn segnen.
Der bedürftige Tagelöhner bekommt täglich vor Sonnenuntergang seinen Lohn, von dem er täglich etwas an den Gläubiger abgeben kann, wenn er sein Pfand zurückerhält.
Auf diese Weise ist es leichter möglich Schulden Stück für Stück abzubauen als in der heutigen Zeit, wo Zinsen und unübersichtliche Ratenzahlungen diesen Prozess erschweren.
Fremde, Waise & Witwe
Drei Personengruppen, um die sich der heutige Sozialstaat auf unterschiedliche Weise kümmert, sind im Gesetz Moses in einer Gruppe zusammengefasst.
Das Kleid der Witwe darf nicht als Pfand genommen werden, sollte sie ein Darlehen benötigen. Neben den Ähren, die bei der händischen Getreideernte am Feld liegen blieben, waren auch vergessene Garben auf dem Feld für Fremde, Waise und Witwen bestimmt. Sie mussten sich ihre Lebensmittel selbst verarbeiten, was für die damalige Zeit aber nichts Besonderes war. Ebenso waren am Baum übersehene Oliven und an der Rebe verbliebene Weintrauben für diese Bevölkerungsgruppe bestimmt.
Die Qualität der Lebensmittel, die benachteiligte Gruppen bekamen, unterschied sich in keiner Weise von der Qualität, zu der alle anderen Zugang hatten.
Der Jungverheiratete
Das Gesetz Moses sieht vor, dass ein Mann im ersten Jahr nach seiner Hochzeit von allen staatlichen Verpflichtungen befreit war. Er musste im Kriegsfall nicht mit dem Heer ausziehen. Er sollte frei sein für sein Haus und seine Frau erfreuen. Was für eine wunderschöne Vorstellung, dass an ein junges Ehepaar ein Jahr lang keine Erwartungen von außen gestellt wurde. Sie durften sich ganz einander und dem gemeinsamen Haus widmen. Wozu? Zur Freude!
So ist unser Gott! Er ordnet die Turbulenzen. Er hat einen Plan, der heraus aus dem Chaos führt. Wenn wir ihn fragen und auf ihn hören, wird er jedem seinen Platz zuordnen, den er in diesem Prozess inne hat. Der Herr wird uns ausrüsten und herausrufen und mit uns zusammen aus der Utopie eine Wirklichkeit erschaffen.

