Die unsichtbare Welt

Prophetische Texte vs. Der einfache Christ

Vor kurzem war in meinem Bibelleseplan, den ich dir hier verlinke, Hesekiel 10 an der Reihe. Ich will ehrlich mit dir sein. Diese Information am frühen Morgen lässt mich nicht unbedingt vor Freude in die Luft springen. Es mag jene Christen geben, die von prophetischen Texten fasziniert sind und den vollen Durchblick haben. Ich gehöre nicht dazu. Wenn ich versuche Jesaja, Hesekiel, die meisten der kleinen Propheten oder die Offenbarung zu lesen, schalte ich des öfteren auf Durchzug und versuche diese Schriftstellen trotzdem zu lesen, weil ich glaube, dass ALLE Schrift inspiriert, nützlich und nährend für uns ist. Erlebt habe ich das selten. Aber wie soll ich mir mit dieser Methode auch etwas aus dem Text mitnehmen?

Nachdem mein rekonstruierter Glaube sich aber nicht mehr mit einem „Es sollte aber so sein, also zieh ich es einfach durch und hoffe das Beste“ zufrieden gibt, muss für mich in Bezug auf prophetische Texte eine andere Lösung her.

An besagtem frühen Morgen beschloss ich für’s Erste Hesekiel eine weitere Chance zu geben. Ich habe in den letzten Jahren die Videos des BibleProject als sehr hilfreich empfunden und dachte mir schon im Hinterkopf, falls diese Stille Zeit fruchtleer bleibt, werde ich mir im Nachhinein noch Zeit nehmen, das Video über Hesekiel anzusehen. Diese Buch-Videos geben einen guten Überblick über biblische Bücher und ordnen sie auch geschichtlich nachvollziehbar ein.

Ich las also. Ich las von einem Thron, einem Saphirstein gleich, einem mit Leinen bekleideten Mann, einem Räderwerk, Feuerkohlen, einer Wolke, vom Glanz der Herrlichkeit des HERRN, vom Rauschen der Flügel der Cherubim und von vier Rädern, wie das Funkeln eines Türkis-Steines, Räder, die in vier Richtungen fahren können und von unzähligen Augen übersät sind. Unweigerlich fing mein Verstand an zu rattern, wie er es immer tut, wenn ich von den unsichtbaren Dingen lese. Ich versuche die Schriftstelle mit meinem inneren Auge zu visualisieren und stelle mir selbst 1000 Fragen. Ich frage mich, was der Saphir und der Türkis für eine Bedeutung haben, was uns diese seltsamen Räder sagen wollen und was es mit den Cherubim auf sich hat. Warum ist das alles so bildhaft? Was davon ist Realität? Was davon Symbol? Ich glaube, die Christenheit hat unzählige Antworten auf diese Fragen. Leider widersprechen viele davon einander. Sodass sich der einzelne Christ entscheiden muss. Aber das kann ja nunmal wirklich nicht die Lösung sein, dass sich jeder Christ die Auslegung aussucht, die ihm am besten gefällt, während wir in alle Welt hinausrufen, dass es nur eine Wahrheit gibt. Das war mir immer schon zuwider.

Eine neue Sichtweise

Es muss also auch anders gehen. Konfrontiert mit all meinen früheren Herausforderungen, wenn es um prophetische Texte geht, entschied ich mich dazu einem Querverweis zu folgen und las Hesekiel 1. Hier fand ich zuallererst die zeitliche Einordnung dieses Buches. Hesekiel war also im babylonischen Exil. Die Überschrift aus Kapitel 10 in meiner Elberfelder-Bibel verriet mir außerdem, dass es in diesem Abschnitt darum geht, dass die Herrlichkeit des HERRN im Tempel von Jerusalem erscheint und das Heiligtum verlässt.

Plötzlich hatte ich eine völlig andere Sichtweise im Kopf. Ob das möglich sein könnte? Was wäre, wenn ich nicht ständig versuchen würde, das Unverständliche aufzulösen? Ich hatte den Gedanken, dass Hesekiel hier schlicht und einfach die Augen am Fluss Kebar, wo er zu diesem Zeitpunkt stand, aufgetan wurden für die Geschehnisse in der unsichtbaren Welt. Wie oft vergesse ich, dass es die unsichtbare Welt ja genauso gibt. Sie ist nicht mehr oder weniger real als unsere materielle Welt. Wir können sie aber nur mit unserem Geist wahrnehmen und nicht mit dem Körper, nicht mir den Augen sehen und den Händen fühlen. Hesekiel befand sich körperlich in der sichtbaren Welt am Fluss Kebar im Land der Chaldäer. Sein Geist wurde allerdings versetzt nach Jerusalem. Und dort sah er reale Dinge, die für uns Menschen normalerweise nicht sichtbar sind. Wie herrlich simpel!

Und dann musste ich an unsere Kinder denken. Ich dachte an dieses eine Problem, mit dem alle christlichen Eltern irgendwann konfrontiert werden. Wie gehe ich nun mit Fabelwesen um? Was tue ich mit Hexen, Feen, Kobolden und dergleichen? Was sage ich meinen Kindern und soll es ihnen erlaubt sein, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen? Mehr dazu gibt es nächste Woche!

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