
Von Kinderbibeln und übernatürlichen Wesen
Als ich ein Teenager war, wollte ich eine Kinderbibel gestalten. Für meine zukünftigen Kinder. Damals hatte ich zum ersten Mal den intensiven Drang der nächsten Generation eine fundierte biblische Lehre anheim kommen zu lassen. Einer der Auslöser für meinen Tatendrang war die Geschichte eines Prophetenschülers, der einen Axtkopf verlor aus 2. Könige 6. Eine Freundin hatte mir diese Geschichte erzählt…und ich dachte immer, ein gutes Bibelwissen zu haben. Ich dachte, alle biblischen Erzählungen zu kennen. Und ich verstand nicht, warum diese Geschichte kein üblicher Teil von Kinderbibeln war. Keine Gewalt, keine Diskriminierung, kein Sex. Welcher FSK-Ausschuss könnte hier etwas sagen? Warum also erzählen wir unseren Kindern diese Geschichte nicht?
Das ist der eine Punkt, der mir abgeht: die Fülle der ganzen Bibel für Kinder, sofern die Inhalte altersgerecht vermittelt werden. Der andere Punkt führt uns zurück zu meinem Hesekiel 10 Artikel von letzter Woche.
Wie weit sollen wir filtern bei biblischen Stellen, die zwar sehr bildhaft, aber schwer zu verstehen sind? Oder um von einer jahreszeitlich ganz aktuellen Situation auszugehen: Helloween kommt Ende des Monats. Christliche Eltern sind also jetzt gerade wieder vermehrt mit düsteren Wesen und heidnischen Festen konfrontiert. Wäre ja kein Problem, wenn es unsere Kinder komplett kalt ließe. Dann würde ein Verbot die Sache lösen. Abgesehen von der Geschichte mit dem Gruppendruck in institutionellen Betreuungs- und Bildungseinrichtungen. Aber auf diese Thematik möchte ich gar nicht hinaus.
Die magische Phase und geistliche Realität
Ich denke vielmehr über die Tatsache nach, dass Kinder durch ein schlichtes Verbot von allem, was mit übernatürlichen Wesen, Mystik oder Zauberei zu tun haben könnte, häufig Angst vor oder Faszination für eben diese Dinge entwickeln. Ich war als überzeugtes, gläubiges Kind eher auf der Angstseite verhaftet. Später stellte ich für mich fest, dass ich, wäre ich nicht schon von klein auf Christ gewesen, womöglich später in esoterische oder gar magische Gefilde abgerutscht wäre. Diese spirituellen Dinge haben eine Anziehungskraft.
Ich erkläre mir das heute durch das Grundbedürfnis des Menschen nach Spiritualität. Gott hat uns nicht unabhängig von ihm geschaffen. Diesen Zustand haben wir durch den Sündenfall erreicht und er tut uns nicht gut. Wir brauchen Gott. Aus diesem Bedürfnis heraus suchen Menschen nach dem Übernatürlichen. Das war schon immer so. Sonst hätte es das erste Gebot: „Du sollt außer mir keine anderen Götter haben,“ nicht gebraucht. Das gleiche gilt für die biblischen Verbote für Zauberei und Totenbeschwörung.
Kleinkinder, die sich ja in der sogenannten magischen Phase befinden, können noch nicht zwischen Realität und Fiktion unterscheiden. Sie sind davon abhängig, dass Erwachsene ihnen die Welt erklären und Unverständliches klar einordnen.
Ein Zauberer ist jemand, der von selbst Dinge tun möchte, die eigentlich nur Gott kann. Eine Hexe ebenso. Viele Wesen sind schlicht erfunden. Von den meisten kenne ich den Hintergrund gar nicht so richtig. Aber gibt es unseren Kindern nicht Orientierung, wenn wir uns bemühen, die Wesen, die ihnen auf Bildern, in Filmen, auf Produkten oder zu Helloween begegnen geistlich einzuordnen? Dazu braucht es meistens nur ein paar Worte.
Hexen, Feen, Kobolde sowie der personifizierte böse Wolf und viele andere zauberhafte Wesen, bringen unseren Kindern keinen Mehrwert auf ihrem Weg die Welt zu begreifen. Wir Christen genießen allerdings den Vorteil etwas über die unsichtbare Welt zu wissen, das tatsächlich Wirklichkeit ist, auch wenn wir es nicht sehen können.
Es gab ein Meer, das sich geteilt hat.
Es gab sprechende Tiere.
Es gab Engel, die erschienen.
Es gab Träume und Visionen, durch die bestimmte Menschen Einsichten bekommen haben, die uns sonst verborgen geblieben wären.
Die Bibel ist voll davon. Warum sind manche dieser Bibelstellen kein Teil der Kinderbibeln, die ich kenne? Und warum malen Kinder von christlichen Eltern nicht öfter Cherubim aus? Warum werden die „mystischen“ Teile unseres Glaubens so oft ausgeklammert?
Mir fehlt die Kinderbibel, die schlicht zum Wohl der kleinen Menschen zensiert ist, aber nicht aus irgendwelchen anderen Gründen, die ich nicht verstehen kann.

