
Wie Geburt entsteht oder: Von der Menstruation zur Geburt eines Babys in 9 Monaten
Was ich dir heute erzähle, mag medizinisch anmuten. Tatsächlich handelt es sich aber lediglich um meine persönlichen Erfahrungswerte und dem, was ich mir in meinem kleinen Laien-Kopf zusammengereimt habe. Es geht darum, wie Geburt entsteht. Letzte Woche habe ich dir ein wenig darüber erzählt, wie eine physiologische Geburt normalerweise abläuft. Mit diesem Vorwissen können wir nun mit meinem eigentlichen Gedankengang starten.
Achtung: Im folgenden Artikel geht es um Fehlgeburten. Wenn du gerade schwanger bist oder kürzlich eine Fehlgeburt erlebt hast und diese noch nicht verarbeitet ist, würde ich dir empfehlen, zu einem späteren Zeitpunkt weiterzulesen. Die Inhalte könnten während der Schwangerschaft verunsichern und während einer Phase der Trauer gefühllos anmuten.
Jeden Monat eine kleine Ei-Geburt
Wie ich hier auf dem Blog bereits beschrieben habe, hatte ich von Teenager-Tagen an sehr schmerzhafte Menstruationsblutungen. Nachdem ich das Buch „Regelschmerz ade! Die freie Menstruation: Methode ohne Binden, Tampons und Co“ gelesen hatte, begann ich Periode als eine monatliche Geburt einer unbefruchteten Eizelle zu begreifen. Mir fiel dazu auf, dass die Symptome einer problematischen Periode jenen der Übergangsphase einer physiologischen Lebendgeburt sehr ähnelten. Ich zähle sie gerne noch einmal für dich auf:
- Gebärmutterkontraktionen, die nahezu die ganze Aufmerksamkeit erfordern
- Unruhe
- Zittern der Beine
- gleichzeitiges Frieren und Schwitzen
- Erbrechen
Die meisten dieser Symptome kenne ich von meiner Periode.
Kleine Geburt
Gesetzt den Fall, wir haben es gar nicht mit einer unbefruchteten Eizelle zu tun, sondern mit einer befruchteten, die zu einem Embryo heranwächst. Nun geht diese Schwangerschaft allerdings aus irgendwelchen Gründen schief und der mütterliche Körper beendet sie frühzeitig. Dieses Szenario nennen wir auch Fehlgeburt oder kleine Geburt.
Meine Erfahrung mit einer kleinen Geburt war jene, dass ich zuerst eine Art Übergangsphase erlebte. Das heißt, dass ich all jene Symptome hatte, die ich oben bei der Ei-Geburt beschrieben habe. Dieser Zustand ist wirklich sehr unangenehm. Aber er geht vorbei.
Dann geschah einige Tage nicht viel. Ich glaube mich zu erinnern, dass ich immer wieder Wehen hatte, die sich aber in ihrer Intensität in Grenzen hielten.
Weiter ging es dann mit einem Blasensprung, der ja durchaus auch erst nach der Übergangsphase auftreten kann. Das war bei der Lebendgeburt meines älteren Sohnes auch so. In beiden Fällen, also bei der kleinen Geburt, wie auch einige Jahre später bei meinem Sohn gleicht sich der Geburtsverlauf in dieser Hinsicht, da sich nach dem Blasensprung die Wehen intensivierten und in die Austreibungsphase übergingen.
Bei der Austreibungsphase der kleinen Geburt habe ich keinen „unwiderstehlichen Drang“ verspürt „das Baby herauszuschieben“. Ich denke, dass ein Embryo in der Größe der achten Schwangerschaftswoche den bestimmten Punkt im Becken, der den Pressdrang auslösen soll, in den meisten Fällen verfehlt, wenn dies sogar bei einem nicht optimal eingestellten Köpfchen eines geburtsreifen Babys vorkommt.1
Ich erkannte die Austreibungsphase der kleinen Geburt im Nachhinein daran, dass während dieser Zeit der Embryo abging.
Stille Geburt
Ich habe zwar keine wirkliche stille Geburt erlebt, da mein Sohn weniger als 500 g wog. Allerdings erkenne ich Unterschiede zur kleinen Geburt in der 15. Woche, bei der das Baby noch sehr viel kleiner war.
Ich nenne Ben-Onis Geburt an dieser Stelle also trotzdem exemplarisch stille Geburt. Diese begann mit Wehen, die zuerst noch leicht waren, dann aber stärker wurden und schließlich meine ganze Aufmerksamkeit benötigten: eine Eröffnungsphase also. Diese bin ich in diesem Fall nicht komplett durchlaufen, da ich bei einer Muttermundsöffnung von vier Zentimetern bereits am Ende der Übergangsphase stand. Der Pressdrang setzte ein und das Baby kam auf die Welt. In der 20. Woche, in der diese Geburt statt fand, kam außerdem die Nachgeburtsphase erstmals ins Spiel.
Lebendgeburt
Was ich also während meiner Fehlgeburten beobachtet habe, ist, dass sich die vollständige Lebendgeburt mit ihren vier Phasen, so wie ich sie im Artikel von letzter Woche beschrieben habe, im Laufe der Schwangerschaft ausbildet. Je später in der Schwangerschaft die Geburt stattfindet, desto weniger ähnelt sie der Menstruation und desto mehr ähnelt sie einer vollständigen Geburt, wie sie nach neun Monaten Schwangerschaft stattfinden würde.
Meiner Beobachtung nach entsteht dabei zuerst die Übergangsphase, dann die Austreibungsphase, gefolgt von der Eröffnungs- und Nachgeburtsphase. Wobei ein Teil Eröffnungsphase sicherlich bereits bei einer kleinen Geburt vorhanden ist. So genau kann man das vermutlich nicht abgrenzen. Aber Fachleute wissen das sicherlich genauer.
Was ich außerdem aufgrund meiner Erfahrungen vermute ist, dass die Latenzphasen bei der Geburt im Laufe der Schwangerschaft weniger werden.
Was eine Latenzphase ist? Sarah Schmid beschreibt sie folgendermaßen: „Das ist eine Phase, die in der Eröffnungsphase oder auch kurz vor der Austreibungsphase häufig auftritt und dadurch gekennzeichnet ist, dass – von außen betrachtet – nicht allzu viel passiert.
Die Wehen können schwächer werden, die Pausen länger und es scheint als „überlege“ der mütterliche Körper, ob er wirklich weitermachen will. […] Es ist, als müsste das Unterbewusste der Frau erst noch sein Einverständnis dazu geben, dass die Schwangerschaft jetzt zu Ende ist.“2 S. 80
So entwickelt sich die Menstruation, die ja fünf bis sieben Tage dauert, innerhalb von 40 Wochen hin zu einer Geburt, die normalerweise nicht länger als eineinhalb Tage dauert. Meistens ist sie sogar wesentlich kürzer.
- Sarah Schmid; Alleingeburt. Schwangerschaft und Geburt in Eigenregie; Originalausgabe, Juli 2014; edition riedenburg; S. 79 ↩︎
- ebd. S. 80 ↩︎

