
Bewältigung einer Fehlgeburt: Teil 1
Als ich es gebraucht hätte, war ich dazu nicht in der Lage und doch lernte ich von Mal zu Mal dazu. Damit es dir nicht so geht, wie mir bei meinen ersten Fehlgeburten, möchte ich dir Ressourcen zur Verfügung stellen, die dich bei der Bewältigung des Geschehenen unterstützen, wenn du eine oder mehrere Fehlgeburten hinter dir hast.
Dem Baby einen Namen geben
Vielleicht hattest du schon einen Namen auf dem Herzen, als das Herz deines Babys noch schlug. Du kannst darüber nachdenken, ob es für dich passt, deinem verstorbenen Baby den ausgesuchten Namen zu verleihen. Du kannst auch Gott im Gebet nach einem Namen für dein Baby fragen. Ich habe die Tatsache, das Geschlecht meiner ersten drei Babys nicht zu kennen, als Hürde bei der Namensgebung empfunden. Umso wichtiger war es mir, dass mein viertes Baby einen Namen bekam.
Eine kleine Zeremonie
Eine Gedenkfeier kann man immer machen, selbst wenn kein Körper da ist, von dem man Abschied nehmen kann. Viele Betroffene bemalen zu diesem Zweck Steine und hinterlassen sie an einem besonderen Ort. Du kannst auch ein kleines Holzkreuz aufstellen. Eine Zeremonie mit Gebet und womöglich auch Tränen rundet die Verabschiedung ab.
Wenn du möchtest, kannst du ein Grablicht dazustellen oder eine Kerze anzünden, die du später bei dir zu Hause brennen lässt, bis sie ganz heruntergebrannt ist. Ich kann mir vorstellen, dass diese Kerze dabei hilft, die erste Zeit nach der Fehlgeburt abzuschließen. Wenn du spürst, dass du noch nicht so weit bist, kannst du eine weitere Kerze aufstellen.
Diese Kerze kannst du im Vorhinein verzieren, wenn du möchtest, und ähnlich einer Geburtskerze gestalten.
Von deinen Erfahrungen & Gefühlen erzählen
Ich hatte nach meiner vierten Fehlgeburt dieses Bedürfnis am stärksten von all den Verlusten, die ich erlebt habe. Glücklicherweise gab es einige Frauen, die mir Nachrichten schrieben mit Worten wie: „Melde dich bei mir, falls du reden möchtest.“ oder: „Komm ruhig vorbei, wenn du jemanden zum Reden brauchst“. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich solche Angebote ernst nahm und Gebrauch davon machte. Und es tat unendlich gut. Denn jede Frau, die mir zuhörte, hörte andere Details aus meiner Erzählung heraus und ich glaube, dass mir das dabei half, das Erlebte von unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten und einzuordnen.
Deine Geschichte aufschreiben
So wie ich und viele andere hast auch du die Möglichkeit, das Erlebte niederzuschreiben. Du musst es nicht veröffentlichen. Aber wenn es dir ein Anliegen ist, kannst du das natürlich machen. Dazu braucht es bloß eine Plattform, die in der heutigen Zeit gar nicht so schwer zu finden ist. Die Möglichkeiten reichen von Social-Media Beiträgen, über eine eigene Webseite, einen Gastbeitrag auf einem Blog zum Thema bis hin zu Artikeln für Zeitschriften oder einem eigenen Buch.
Eine Sammlung an Erinnerungen
Ich hatte einige Fotos von Ben-Oni und habe außerdem im Krankenhaus zwei gehäkelte, identisch aussehende Schmetterlinge in einer Streichholzschachtel bekommen. Diese beiden Schmetterlinge waren wichtig für mich. Als ich Ben-Oni das letzte Mal im Arm hielt und ihn anschließend in sein Körbchen zurücklegte, legte ich einen der beiden Schmetterlinge dazu. Dem Bestatter sagte ich, dass dieser Schmetterling mit Ben-Oni in den Sarg kommen sollte. Den zweiten Schmetterling habe ich noch immer. Es ist die einzige materielle Verbindung, die ich zu meinem kleinen Sohn habe. Und sie ist enorm wertvoll.
Wenn du andere Erinnerungen an dein verstorbenes Baby hast, kannst du sie in einer kleinen Box sammeln. Das können Ultraschallbilder, Karten oder Briefe, die du anlässlich der Fehlgeburt bekommen hast oder ein Kleidungsstück, das für das Ungeborene bestimmt war, sein. Diese Box kannst du immer wieder hervorholen und ansehen, wenn du das Bedürfnis dazu hast. Du kannst sie dir nahestehenden Personen zeigen oder Wert und Bedeutung dieser Gegenstände mit deinen Kindern besprechen.
Nur du allein?
Ich finde es bei all diesen Hilfestellungen zur Bewältigung einer Fehlgeburt wichtig zu erwähnen, dass es viele Menschen gibt, die nicht so trauern können, wie du. Vielleicht trauern sie anders. Vielleicht bist du aber auch mit der schmerzhaften Tatsache konfrontiert, dass dein Mann und/oder andere nahe Angehörige nicht so trauern können, wie du es tust, weil sie noch gar nicht dazu gekommen waren, eine Bindung zu deinem Baby aufzubauen. Ich halte es für wichtig, trauern zu dürfen, nicht trauern zu müssen, und genauso meinem Mann den Raum für seine Art der Bewältigung zu geben, auch wenn ich sie nicht verstehen kann.
Broschüren und Bücher zum Thema
- „Plötzlich warst du weg – Diagnose Fehlgeburt – Ein Weg der Hoffnung“ von Anita Krenn Es enthält ein vorformuliertes Gebet, um das Baby loslassen zu können sowie ein persönliches Zeugnis der Autorin.
- „Leise wie ein Schmetterling. Abschied vom fehlgeborenen Kind“ von Ute Horn

