Wie kleine Elemente Großes bewirken
Letztens, das heißt, es war noch im goldenen Herbst (der mittlerweile eindeutig vorbei ist), hat mein Mann spontan begonnen das Unkraut aus unserem Kräuterbeet zu entfernen. Als er mit der Beetfläche fertig war, fragte er mich nach dem Plan mit dem Weg, der mittig durch das Beet verläuft. Die Frage wunderte mich nicht im Geringsten. Denn der ursprüngliche Plan war nicht mehr ansatzweise zu erkennen. Ursprünglich hatte ich die Wegfläche mit Hackschnitzeln gemulcht. Ungefähr für die nächsten zwei Jahre war der Weg gut zu erkennen. Danach waren die Hackschnitzel verrottet und wo zuerst Erde war, siedelte sich Rasen an. Ich brauche vermutlich nicht erklären, dass der Rasen nichts im Kräuterbeet verloren hat.
Das alles rief ich meinem Mann in Erinnerung. Und dann hatte er DIE Idee. Wir hatten noch alte Ziegelsteine herumliegen. Kurzerhand holte er sie hervor und legte einen schönen Weg durchs Beet. Am Tag darauf sah er eine Eidechse zwischen den Ziegelsteinen verschwinden. Einen weiteren Tag später breitete ein Schmetterling auf den Ziegelsteinen sitzend seine Flügel aus und sonnte sich.
Wir waren erstaunt und erfreut darüber, wie so eine kleine Veränderung im Garten derart schnell von der Fauna angenommen und die Vielfalt gefördert wurde. Dieses Erlebnis rief mir die Permakulturisten in Erinnerung, die so oft davon sprechen, dass Permakultur-Elemente ganz schnell und ohne großen Aufwand einen ökologischen Mehrwert bringen. Ich zähle dir hier gerne einige dieser Elemente auf:
- Backofen
- Beerenhecke
- Bienenhaus
- Geflügelstall und -auslauf
- Heuwiese
- Hochbeet
- Kräuterlager
- Obstbaumscheibenbeet
- Obstwiese
- Regenwasserspeicher
- Sitzplatz
- Spielplatz
- Trockenmauern
- Wege
- Werkzeugschuppen
- Wildniszone
- Wildsträucherhecke
- Wohnhaus
- Zäune
Und doch hat jedes dieser Elemente für sich noch nicht zwingend etwas mit Permakultur zu tun. Zur Permakultur werden die einzelnen Elemente erst, wenn sie in Beziehung zueinander stehen, sich gegenseitig fördern und in der Kreislaufwirtschaft versorgen.
Zudem bestehen in der Permakultur Gestaltungsgrundsätze, Zonierungen und Sektorierungen, die solche Systeme klar von anderen abgrenzen.
Darauf möchte ich heute aber gar nicht im Detail eingehen.
Permakultur-Elemente in Beziehung
Was ich richtig genial finde, ist, dass ein Element mehrere Vorteile mit sich bringen kann, wenn es schlau eingebaut wird. Die Ziegelsteine in unserem Kräuterbeet zum Beispiel waren ursprünglich als Weg gedacht. Für Insekten und kleine Reptilien stellen sie gleichzeitig eine wärmende Fläche dar, die in kurzer Zeit viel Sonnenenergie für sie bereitstellt.
Für uns wiederum bedeutet der Schmetterling einen Bestäuber mehr in unserem Garten. Und die Eidechse soll die Wahrscheinlichkeit reduzieren können, dass wir an Borreliose erkranken. Denn die Erreger dieser Krankheit können sich im Blut der Eidechsen nicht vermehren, was dazu führen soll, dass Zecken, die zuvor eine Eidechse befallen haben, im Anschluss keine Borreliose auf den Menschen übertragen können. Ach, es gibt so viel Faszinierendes in der Natur zu entdecken!
Eine Beerenhecke kann zugleich Naschgarten und Spielplatz sein.
Ein Bienenhaus sorgt sowohl für Honig als auch für Äpfel – wenn das Bienenhaus im Obstgarten steht, zumindest.
Das Zuhause unserer Hühner liefert Eier, Federn, Fleisch und jede Menge Dünger.
Das Hochbeet liefert unser Gemüse, manchmal wird es zum Spielplatz. Und jetzt im Winter kann es der Aufbewahrungsort für all das restliche Herbstlaub werden. Umgekehrt wird das Herbstlaub für das Hochbeet zur schützenden Mulchdecke und später zum Dünger.
Siehst du? Alles steht miteinander in Verbindung. Und die einzelnen Elemente beeinflussen einander. Diese Effekte sichtbar zu machen (in einer Liste/auf einem Plan/durch eine Zeichnung) ist enorm hilfreich, um mehr von ihnen nutzen zu können. Und manchmal reicht auch einfach die Beobachtung. Manchmal baut man einen Weg und sieht die Artenvielfalt steigen. So wie wir. Das lässt natürlich das Herz höher schlagen.
Jetzt im Winter ist übrigens die optimale Zeit, um die Beobachtungen des letzten Gartenjahres zu dokumentieren und Pläne für den kommenden Frühling zu schmieden.
Ich wünsche dir viel Spaß dabei!