
Jakobus 1 und die Frage nach der Glückseligkeit
Ich habe mich lange Jahre meines Pharisäertums mit Vorliebe auf Jakobus 1 gestützt. Heute erzähle ich eine andere Geschichte. Es ist die Geschichte eines liebevollen Gottes, der niemanden versucht. Eines Gottes, der seine Kinder nicht in Probleme stürzt, sondern gibt ohne Vorwürfe zu machen. Eines Gottes, der uns den Weg zur Glückseligkeit weist.
V. 2f: Haltet es für lauter Freude, meine Brüder, wenn ihr in mancherlei Versuchungen oder Prüfungen geratet, indem ihr erkennt, dass die Bewährung eures Glaubens Ausharren bewirkt.
Das bedeutet für meinen inneren Teenager, dass jede Schwierigkeit, in die ich gerate, Freude in mir auslösen sollte. Ich dachte immer (und habe diesen Gedanken auch lauthals verkündigt), dass das Leben hier auf Erden neben Evangelisation nur einem einzigen Zweck dient: uns durch Leid zu läutern, damit wir irgendwann würdig wären für die künftige Welt. Ich habe in einem anderen Artikel bereits über diesen problematischen Gedanken berichtet. Doch wozu dient das Ausharren in der Versuchung laut der vor uns liegenden Schriftstelle tatsächlich?
V. 4: Das Ausharren soll ein vollkommenes Werk haben, damit
- ihr vollkommen und vollendet seid
- ihr in nichts Mangel habt
Ja, wir werden im Ausharren geläutert. Aber genauso geht es Gott darum, dass wir in nichts Mangel haben. Sollten wir doch einmal einen Mangel bei uns feststellen, hat Vers 5 das Erfolgsrezept parat.
Im Grunde zeigt sich in diesem Kapitel, dass die Ursache unserer Prüfungen keine sadistische Gottheit ist, sondern unsere Begierde. Und auch hier, bleibe ich nicht bei der einfachen Tatsache stehen, dass der Mensch eben sündig ist und wir damit die Ursache allen Übels gefunden haben. Wenn wir genauer hinsehen, finden wir Symptome dieses menschlichen Ur-Traumas, das sich im Garten Eden ereignet hat und das jedem Menschen seither tief in den Knochen sitzt, nämlich die Trennung von Gott durch den Sündenfall durch Adam und Eva.
Die Begierde und die mit ihr einher kommende Versuchung sitzt einem grundlegendem Irrtum auf.
Sie glaubt nicht, dass Gott allen willig gibt. (Vers 5)
Sie glaubt, dass Gott Vorwürfe macht. (Vers 5)
Sie glaubt nicht, dass jede gute Gabe und jedes vollkommende Geschenk vom Vater kommen. (Vers 17)
Das ist die Grundlage der Waisenkindmentalität. Sie gründet sich auf einem vollkommen verfälschten Gottesbild.
Das führt dazu, dass es diese beiden Szenarien im Leben eines Menschen geben kann, wenn die Begierde ihn fortzieht und lockt.
Begierde → Sünde → Tod
oder
Begierde → Versuchung → Ausharren → Siegeskranz des Lebens
Dabei weist uns Jakobus mehrfach darauf hin, Gott als einzige Quelle unserer Versorgung anzuerkennen:
V. 5: Wenn aber jemanden an Weisheit mangelt, so bitte er Gott, der allen willig gibt und keine Vorwürfe macht und sie wird ihm gegeben werden.
V. 9f: Der niedrige Bruder aber rühme sich seiner Hoheit, der reiche aber seiner Niedrigkeit; denn wie des Grases Blume wird er vergehen.
V. 11b: So wird auch der Reiche in seinen Wegen dahinschwinden.
V. 12: Nachdem der Mann, der die Versuchung erduldet, bewährt ist, wird er den Siegeskranz des Lebens empfangen, den der Vater denen verheißen hat, die ihn lieben.
V. 17: Jede gute Gabe und jedes vollkommene Geschenk kommt von oben herab, vom Vater des Lichts bei dem keine Veränderung ist noch eines Wechsels Schatten.
Jakobus sagt uns in diesen Versen zwei grundlegende Wahrheiten.
- Gott ist derjenige, der uns mit allem versorgt, was wir brauchen.
- Der Mammon und alles andere auf der Welt, abgesehen von unserem Gott, wird uns nicht auf diese sichere Weise versorgen.
Diese Wahrheiten hebeln die Lüge der Begierde aus und machen es uns erst möglich uns auf diesen Glaubenskampf einzulassen, standhaft zu bleiben und der Sünde zu widerstehen.
Was führt nun zur Glückseligkeit?
V. 12a: Glückselig der Mann, der die Versuchung erduldet.
Es zahlt sich aus!
V. 25: Wer aber in das vollkommene Gesetz der Freiheit hineingeschaut hat und dabei geblieben ist…dieser Mensch wird glückselig sein in seinem Tun.
Ist das nicht schön?

